Somatic Experiencing Freiburg (SE)
nach Dr. Peter Levine
Somatic Experiencing nach Dr. Peter Levine (auch Somatic Experience oder kurz SE genannt) ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Trauma-Heilung. In der Praxis für Körpertherapie bieten wir Ihnen die ganzheitliche Behandlung von Somatic Experiencing Freiburg.
„Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare“
Christian Morgenstern
Biologisch betrachtet sind wir Menschen – genau wie Wildtiere – mit einem autonomen Erregungssystem mit drei Überlebensmechanismen ausgestattet: Kampf, Flucht und Erstarrung. Mehrmals am Tag fährt dieses autonome System in uns „hoch“ und wieder „runter“, um den Herausforderungen des Alltages gerecht zu werden. Damit unser Nervensystem ausgeglichen und regulationsfähig bleibt, sollten die „Aufreger“ und die „Runterbringer“ ausgewogen zueinander sein.
Sind sie das wirklich?
Oft gelingt es uns nicht, unseren Stress stimmig und zeitnah zu regulieren und unser System in der Hektik des Alltags wieder „runterzufahren“. So bleibt die Erregung wie „unter der Haut“ gebunden und staut sich auf. Wir kommen nicht mehr richtig zur Ruhe, regen uns zu schnell über Kleinigkeiten auf und sind nicht mehr richtig bei uns. Muskeln und Faszien bleiben dauerhaft angespannt und verursachen so körperliche Beschwerden und Schmerzen.
Die autonome biologische Regulation kommt oft chronisch zu kurz!
Dazu kommt häufig, dass überwältigende Erfahrungen von Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Überforderung noch intensivere (traumatische) Spuren im Nervensystem hinterlassen haben können.
Mit Somatic Experiencing (SE) körperorientiert regulieren
Dieses „zuviel“ und „zu schnell“ an Erregung kann mit Hilfe von Somatic Experiencing über die Körperebene reguliert werden – also da, wo der Stress auch feststeckt – im Körper!
Hierbei arbeiten wir im Hier und Jetzt und so wenig wie möglich mit der vergangenen Geschichte. SE arbeitet in kleinen Schritten, so dass die neuen Erfahrungen integrierbar sind. Ein zu viel an Erregung wird vermieden – vielmehr findet das Nervensystem neue Lösungen, neue Wege!
Der Körper reguliert dabei wie „von ganz allein“ – ganz natürlich. Sinnliche Eindrücke sortieren und ordnen sich, Orientierung kehrt zurück und die gebundene Erregung kann förmlich „entladen“ werden. Chronisch verspannte Muskeln können loslassen und „vergessene“ Bewegungsfähigkeiten tauchen wieder auf. Schmerzen lassen allmählich nach und der Körper kann endlich in einen Zustand der Regeneration gelangen und neue Kräfte entwickeln!
Ziel von Somatic Experiencing ist es, die Regulationsfähigkeit im Nervensystem zu verbessern und mit einem Gefühl von Lebendigkeit wieder adäquat auf innere und äußere Reize reagieren zu können. Die Stressoren können wir oft nicht ändern, aber der Umgang mit Ihnen kann besser werden!
„Ein Trauma beeinträchtigt unsere Fähigkeit mit anderen in Kontakt zu treten, indem es Muster der Verbindung durch Muster des Schutzes ersetzt.“
Stephen Porges
Somatic Experiencing (SE): Typische Symptome
Typische Symptome für ein gestresstes/traumatisiertes Nervensystem sind vielfältig. Folgende Symptome lassen sich durch Somatic Experiencing Freiburg (SE) behandeln:
- Schlafstörungen
- chronische Schmerzen (Kopf-, Rücken-, Gelenk- und Muskelschmerzen)
- Übermäßige Wachsamkeit (ständig auf der Hut sein)
- Übermäßige Schreckhaftigkeit (Dünnhäutigkeit)
- verstärkte Infektanfälligkeit
- Bedrängende Bilder (Flashbacks)
- Veränderung von Appetit und Ernährungsgewohnheiten
- Extreme Licht-und Geräuschempfindlichkeit
- Alpträume
- Panikattacken, Ängste, Phobien
- Vermeidungsverhalten
- Rückzug und Einsamkeit
- Chronische Müdigkeit (Burn-out), Gefühl der Überlastung
- Schwierigkeiten mit Stress umzugehen
- Syndromale Erkrankungen (Migräne, Fibromyalgie)
- Schwindel, Hörsturz, Tinnitus
- Zähneknirschen (Bruxismus), CMD
- Depressionen
- mangelnde Affektkontrolle
Was ist ein Trauma und welche Folgen hat es?
Einladung an das autonome Nervensystem
Somatic Experiencing (SE)® arbeitet vor allem mit der körperlichen Reaktion auf traumatische Ereignisse. Es wendet sich dabei an das für Trauma zuständige autonome Nervensystem. Dieses ist nicht dem bewussten Willen unterworfen. Es kann nur eingeladen werden – durch wertfreie Aufmerksamkeit.Elemente im Bewältigungsprozess
Im Mittelpunkt der Arbeit von SE mit Traumata steht das Nach- und Aufspüren (tracking) von Körperempfindungen und -impulsen, Emotionen, inneren Bildern, Gedanken und Überzeugungen. Weitere wesentliche Elemente im Bewältigungsprozess sind die Aktivierung von Ressourcen, Pendeln zwischen Traumaspuren im Körper und Ressourcen, Zentrierung und Erdung, Aufgreifen von Körperimpulsen und Titration, also kleinschrittiges Vorgehen.Entscheidend ist, dass das Nervensystem eingefrorene Energie in kleinen Dosen „auftauen“ und schrittweise entladen kann. Durch diese kontrollierte Entladung wird eine mögliche Retraumatisierung, also ein erneutes Überwältigt werden, vermieden. Die tief verankerten Nachwirkungen des Traumas im Körper können sich schonend auflösen. Trauma bedingte Erstarrung wandelt sich in ein Gefühl von Handlungsfähigkeit, von Ich kann nicht zu Ich kann.
Das Trauma wird neu verhandelt
Mit Somatic Experiencing (SE)® wird das Trauma körperlich, geistig und emotional neu verhandelt. Dabei verändert sich nach und nach das Körpergefühl hin zu mehr Sicherheit und Präsenz. Diese natürliche Wachsamkeit im Körper wirkt sich positiv auf Gedanken, Gefühle, Emotionen und Überzeugungen aus.Ein Trauma ist verarbeitet und integriert, wenn man daran denken und darüber sprechen kann, ohne dass das Nervensystem in Stress gerät. Es wird zu einer Erfahrung, die nicht länger das Leben bestimmt.
Somatic Experience (SE) ®, Quelle und mehr Informationen: https://www.somatic-experiencing.de/was-ist-somatic-experiencing/
Wie läuft eine SE Sitzung ab?
„Der Schlüssel zur Traumaheilung ist nicht, das Trauma wieder zu erleben, sondern neue Erfahrungen im Körper zu schaffen.“ Dr. Peter A. Levine
Trauma als das sehen, was es ist
Eine SE-Sitzung wird durch die Grundhaltung geprägt, dass Trauma keine Krankheit ist, sondern eine normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis.
In Somatic Experiencing (SE)® geht es darum, die Verbindung zu sich selbst und zum eigenen Körper wieder aufzunehmen, denn nach einem Trauma ist der Körper zum „Gegner“ geworden. Er produziert Symptome, die unerklärlich scheinen und das Leben einschränken. Daher ist Aufklärung ein wichtiger Bestandteil einer SE-Sitzung. Sie hilft zu verstehen, wie bestimmte Symptome mit erlebten Traumatisierungen zusammenhängen.
„Wenn Traumatisierte sich verändern wollen, müssen sie sich ihrem inneren Erleben öffnen. Der erste Schritt auf diesem Weg besteht darin, dem eigenen Geist zu gestatten, auf physische Empfindungen zu fokussieren und sich deren Flüchtigkeit zu vergegenwärtigen.“ aus Bessel van der Kolk: „Verkörperter Schrecken“
Man muss das Trauma nicht erneut durchleben
In einer SE-Sitzung lernen Sie, in der Gegenwart verankert zu bleiben, während Sie über vergangene traumatische Erfahrungen sprechen. Falls dabei zu viele Details erneut das Empfinden von Gefahr und Bedrohung im Körper verstärken – denn Trauma entwickelt einen Sog, in dem man sich verlieren kann – geht SE einen anderen Weg und lenkt die Aufmerksamkeit von der Geschichte auf die körperliche Reaktion, um diese zu regulieren! Wir aktivieren z.B. Ressourcen, die in der damaligen Situation fehlten, und spüren ihnen im Körper nach. Mit Hilfe von Gespräch in Verbindung mit dem Gewahr-Sein der körperlichen Reaktion, Unterstützung durch Berührung, Bewegung und kreativen Methoden kommt es so zur Regulation im autonomen Nervensystem.
Im Pendeln zwischen diesen Ressourcen und der überwältigenden Erfahrung wird nach und nach die im Nervensystem gebundene Überlebensenergie gelöst. Die Veränderung erfolgt ganz bewusst in kleinen Schritten, damit der Organismus sie gut integrieren kann. Dabei muss man das Trauma nicht erneut durchleben. Eine „dosierte“ Konfrontation mit den unangenehmen Gefühlen und Empfindungen bleibt jedoch nicht aus! Die Erfahrung, von diesen heute aber nicht mehr überwältigt zu werden, sondern sie aushalten und beobachten zu können, trägt die Heilung in sich. SE erhöht damit mehr und mehr die Toleranz (Resilienz) für die „schrecklichen Gefühle und Empfindungen“.
Neue Erfahrungen im Körper geben Sicherheit
Behutsam in der SE-Sitzung zum Spüren angeleitet, verfeinert sich mit der Zeit Ihre Körperwahrnehmung. Die unbewusste Fixierung auf das Trauma löst sich und Sie erkennen immer leichter, wenn Ihr Körper beginnt, sich zu regulieren. Diese Fähigkeit nehmen Sie in Ihr tägliches Leben mit. Allmählich schaffen neue Erfahrungen im Körper ein anderes, sicheres Lebensgefühl. Die Selbstregulation, der natürliche Rhythmus von Ladung und Entladung, Anspannung und Entspannung, kann sich entfalten.
In Somatic Experiencing (SE)® ist es auch möglich, inhaltsfrei zu arbeiten, wenn z.B. ein Thema zu belastend erscheint oder Ereignisse nicht erinnert werden. Wir orientieren uns an aktuellen Gefühlen und Körperempfindungen. Es genügt, dass der Körper sich erinnert.
Auch nach Jahren, sogar Jahrzehnten, kann man mit SE traumatische Erlebnisse verarbeiten und integrieren. Es ist nie zu spät.
In diesem Video sieht man den Totstellreflex einer Antilope. Dies ist ihre letzte Chance doch noch zu überleben. Nachdem der Leopard von seinem Opfer ablassen muss, um lästige Paviane zu vertreiben, kehrt die Antilope aus dem dissoziativen Totstellzustand zurück. Man kann sehr gut sehen, wie das Leben wieder zurückkehrt: Die Augen kommen aus der Starre, der Muskeltonus setzt wieder ein und die regulierende Atmung des Zwerchfells ist wirklich imposant zu beobachten! Dann kommt die Entladung des Stresszustands durch Zuckungen und Zittern, um anschließend erfolgreich in die Sicherheit zu flüchten.
Diese Überlebensreaktion zeigt, wie auch unser Nervensystem auf Stress und Trauma reagiert und welche Zyklen durchlaufen werden, um sich aus einem hohen Stresszustand zu lösen.